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Schallplatten – schneid mir mal ‘ne Scheibe Musik!
Lange war es also überhaupt nicht möglich, Musik, gesprochene Worte und andere Geräusche irgendwie festzuhalten. Diese Dinge gab es nur für den einen Moment, und dann waren sie für immer vorbei. Heute schwer vorzustellen, oder nicht? Eine ziemliche Revolution bedeutete daher die Erfindung von Tonaufnahmen.
Walzen statt Platten: Thomas Edisons Grammophon
Der erste Mensch, der erwiesenermaßen ein gesprochenes Wort aufzeichnen und wiedergeben konnte, war der laut Planet Wissen Erfinder Thomas Edison im Jahre 1877. Er benutzte dazu einen Zylinder, der mit Zinnfolie oder Wachs umwickelt war und in den mit einer Nadel anhand von Tonschwingungen in Höhenschrift eingeritzt wurden. Der Anfang war gemacht und brachte Edison viel Ruhm, aber leider gab es entscheidende Nachteile: die Wachswalzen waren sehr fragil und schwierig zu handhaben und ihre Vervielfältigung aufwändig und daher kostspielig. Deshalb kamen bald zwei schlaue Köpfe unabhängig voneinander auf die Idee, dass es doch viel praktischer und effizienter wäre, wenn man die Tonspur spiralförmig auf einer flachen Scheibe einritzen würde. Charles Sumner Tainter und Emil Berliner hießen diese beiden Erfinder, welche die Geburt der Schallplatte vorantrieben.
Kommerzieller Erfolg: Platten aus Schellack, Ausscheidungen von Läusen!
Eine wesentliche Rolle spielte vor allem der Deutsch-Amerikaner Emil Berliner. Er experimentierte jahrelang mit Edisons Grammophon und investierte viel Zeit und Geld in die Verbesserung seiner Erfindungen und deren kommerzieller Vertrieb. Schwierigkeiten bereitete ihm jedoch vor allem die lange Suche nach dem richtigen Material – Wachs, chemisch gehärteter Ruß, Hartgummi, Zelluloid – alle brachten nur Platten mit minderwertiger Tonqualität hervor. Auch hatte das Grammophon, welches man zunächst noch mit einer Handkurbel betreiben musste, das Image eines Kinderspielzeugs anhaften, was sich natürlich schlecht auf Verkaufszahlen auswirkte.
Der große Auftrieb kam mit der Erfindung der Schellackplatte, die durch bessere Haltbarkeit und Klangqualität bestach und die kommerzielle Vermarktung erstmals erfolgreich machte, zusammen mit verbesserten Werbekampagnen. Bereits im Jahr 1898 wurden über 700 000 Schellackplatten verkauft. Schellack selbst ist kurioserweise ein Material, welches von einer bestimmten Art von parasitischen Baumläusen ausgeschieden wird, nachdem diese den Saft des Baumes anzapfen. Lecker!
Polyvinylchlorid: die Schallplatte, wie wir sie kennen
Wenn wir heute von Schallplatten reden, dann meinen wir fast immer eine Vinyl-Schallplatte, denn in dieser Form erlangten Schallplatten als Tonträger weite Verbreitung. Im Jahre 1985 allein wurden 74 Millionen Schallplatten verkauft. Die Erfindung der Vinyl-Schallplatten wird auf das Jahr 1948 datiert, jedoch ließ die Durchsetzung von Vinyl noch auf sich warten, so waren die frühesten Schallplatten der Beatles noch Schellackplatten. Entscheidender Vorteil der Vinylplatten war jedoch, dass man hier nun mit Microrillen arbeiten konnte – Spielzeit und auch Klang waren stark verbessert, Herstellung war billiger und die Platten waren widerstandsfähiger. Eine neue Ära hatte begonnen!
Für viele ist die Vinyl-Schallplatte kein altmodisches und längst überholtes Relikt der Vergangenheit, sondern ein Gegenstand mit Kultstatus, der viel mehr verkörpert als lediglich die Musik, die darauf gespeichert ist. Aus diesem Grund sind die Verkaufszahlen der Vinylschallplatten mit dem Aufkommen der digitalen Tonträger wie der CD zwar extrem gesunken, aber ganz verschwinden werden die Vinylplatten wohl nie. Auch moderne Alben werden oft auch in Vinylform verkauft.
Vinyl-Revival – oder nie wirklich ausgestorben
Das Gute an Schallplatten: sie sind nahezu unbegrenzt haltbar, wenn man sie richtig lagert. Wenn man seine Schallplattensammlung also trocken, sauber und nicht in direktem Sonnenlicht aufbewahrt, hat man praktisch Musik für die Ewigkeit. Im Gegensatz zu viele CDs, die schon nach 10 Jahren zerkratzt und unbrauchbar sind, gibt es zahllose Vinyl-Platten aus den 70ern, die heute noch einwandfrei Musik wiedergeben.
Auch andere Vorteile werden den Vinylschallplatten nachgesagt: Liebhaber bestehen darauf, dass die Klangqualität besser ist als bei einer CD, legen Wert darauf, „etwas zum Anfassen“ zu haben und sehen die Coverkunst als Teil des Gesamtkunstwerks eines Albums an. Entsprechende Spielgeräte, die sowohl Vinylschallplatten als auch CDs und gestreamte Musik über Bluetooth abspielen können, gibt es für diese Zielgruppe der Audiophilen auch.