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Tonbandgeräte – in Vergessenheit geratene Revolutionäre
In der heutigen Zeit läuft alles digital ab und die Entwicklungen in Elektronik, Technik und Kommunikation sind so weit vorangeschritten, dass heute 99% der Menschen gar nicht genau wissen, wie all unsere Geräte eigentlich funktionieren. Jeder hat ein Smartphone, welches auf ein Fingertippen hin Tonaufnahmen machen kann – ganz zu schweigen von Videos und Dingen wie Shazam und Spotify…
Geschichte des Tonbands
Das war allerdings längst nicht immer so. Obwohl die Idee der Tonaufnahme schon länger in verschiedenen Köpfen herumgespukt war – unter anderem Thomas Edison und Oberlin Smith – war es lange keinem gelungen, erfolgreich ein entsprechendes Gerät zu bauen. Im Jahre 1899 machte schließlich ein Däne namens Valdemar Poulsen Schlagzeilen: es war ihm gelungen, mit einer Erfindung namens „Telegraphon“ Tonaufnahmen aufzunehmen und zu speichern. Seine ursprüngliche Idee war, eine Art Vorläufer des Anrufbeantworters zu entwickeln, jedoch fand seine Erfindung und die in ihr erstmals angewendete Technik der magnetischen Tonaufzeichnung auch generell so großen Anklang, dass er bald darauf den Grand Prix für seine Erfindung gewann. Die älteste Tonaufzeichnung der Welt wurde ebenfalls von Poulsen gemacht: während einer offiziellen Präsentation des Telegraphons nahm Poulsen die Stimme des damaligen österreichischen Kaisers Franz Josef I. auf.
Was ist ein Tonband?
Was genau war Poulsen also gelungen? Das Grundprinzip der magnetischen Tonaufnahme basiert auf einem Tonband (anfangs war es noch ein Draht, meistens aus Stahl), welches mit Eisenoxid beschichtet ist. In dieser magnetischen Beschichtung können bestimmte Magnetisierungen aufgeprägt werden. Ein analoges Signal, wie etwa eines Mikrophons oder Ähnlichem, erzeugt eine elektrische Wechselspannung, welche verschiedene Magnetfelder erzeugt, die dann in ein Tonband, welches vorbeigeführt wird, als unterschiedliche Magnetisierungszustände eingeprägt werden können. Zur Aufnahme bzw. Wiedergabe der auf den magnetischen Tonbändern gespeicherten Geräusche wird das Tonband über mehrere Spulen an Aufnahme- und Wiedergabekopf vorbeigeführt, die essenziell Elektromagneten sind. Hört sich kompliziert an, ist aber eigentlich sehr simpel.
Das Zeitalter der Mixtapes
Die Entwicklung dieser Technologie ging ständig voran – zu viele Details, um sie hier alle aufzuzählen. Für jeden, der sich interessiert: der Wikipedia Artikel bietet eine gute Übersicht. Anfangs wurde das Tonband noch per Hand auf Tellern oder Spulen aufgewickelt, später wurden jedoch Gehäuse für die gesamte elektrische Apparatur immer beliebter, die Cassetten genannt wurden. Dadurch wurde die Handhabung der Tonbandgeräte immer einfacher und in den 60ern und 70ers fanden die Heimtonbandgeräte ihren Weg in viele Privathaushalte. Viele der älteren Generationen werden sich noch lebhaft an diese Musikcassetten erinnern, durch welche die große Musik dieser Zeit Verbreitung fand. Ende der 80er Jahre hatte man dann schließlich Kassetten, die für jeden super einfach zu benutzen waren, denn man musste sie nur noch ins Abspielgerät einlegen und auf „Play“ drücken. Man konnte seine eigenen Lieblingssongs einfach aus dem Radio aufnehmen und im beim Autofahren abspielen. Die Krönung setzte der Walkman auf, ein batteriebetriebenes Kassetten-Abspielgerät, durch das man nun sogar erstmals Musik in der Hosentasche mitnehmen konnte.
Digitalisierung: das Ende des Tonbandzeitalters
Obwohl die magnetische Aufzeichnung der Menschheit so viel gebracht, die Verbreitung von Kunst möglich machte wie nie, den Medien eine neue Dimension gab – es war mit dieser Technik vorbei, als die digitale Aufzeichnung und Speicherung auf einer Compact Disk (CD) Verbreitung fand.
Dennoch gibt es bis heute eine Gemeinschaft bekennender Kassettenfans, die mit einem Gemisch auch Nostalgie und Faszination mit der Tonaufnahme „zum Anfassen“ an den kleinen Plastikgehäusen festhalten und sich auch von so manchem Vorfall von „Bandsalat“ nicht entmutigen lassen.